Sylvia Schultes

Die gemeinsame Logik von Atomen und Symphonien
Das Ornament steht im Zentrum von Sylvia Schultes künstlerischer Erforschung der verborgenen Muster, die den Phänomenen der natürlichen und kulturellen Wirklichkeiten als Struktur gebende Momente innewohnen. Als Ausschnitte potenziell grenzenloser Systeme deuten die Kompositionen der Malerin stets auf einen übergreifenden Zusammenhang, das größere Bild. Die ornamentale Form erfüllt als auf Wiederholung angelegtes Modul zugleich eine ästhetische als auch synästhetische Funktion: Im Wechselspiel zwischen inner- und außer- bildlichem Geschehen werden parallele Bedeutungsebenen miteinander in Beziehung gesetzt und verflochten.
In ihren Arbeiten stellt Sylvia Schultes Verbindungen zwischen den verschiedenen Erfahrungshorizonten her, die unsere Auffassung der Welt simultan und übertemporal prägen. So richtet sie ihren Blick auf Phänomene des täglichen Lebens ebenso wie auf die des organischen Wachstums, bezieht sich auf mathematische, biologische, chemische oder physikalische Gesetzmäßigkeiten ebenso wie auf den Aufbau musikalischer Werke und den Gehalt ornamentaler Stilisierungen,
die im Laufe der Kulturgeschichte unterschiedliche Modifikationen durchlaufen haben. Zwischen den Polen von Form und Inhalt, Abstrak- tion und Figürlichkeit, Flächigkeit und Dreidimensionalität generiert die Künstlerin in ihren gemalten Räumen vielschichtige semantische Netzwerke, die sich aus der ganzheitlichen Logik der Analogiebildung ständig neu formieren.
Belinda Grace Gardner 2007